Dienstag, 30. Januar 2007

Feindbild AusländerInnen

Unsere Angst vor (nicht kontrollierbarer) Migration liegt wohl auch daran, dass uns Globalisierungstendenzen und ihre Auswirkungen kaum bewusst sind. In der Zuwanderung wird oft die Ursache für die Verschärfung der Konkurrenzsituation am Wohnungs- und Arbeitsmarkt gesehen. Doch sind MigrigantInnen nicht wirklich die Ursache dieser Entwicklung, sondern deren (ungeliebte) Boten.

Die grundlegenden Änderungen in unserer Gesellschaft haben ganz andere Ursachen:
1. Der Trend zu neoliberaler Marktwirtschaft: Ihr Bild des Einzelkämpfertums zerstört solidarische Strukturen, ihre "there is no alternativ" Strategie zerstört Visionen (und damit Zukunftsglaube), ihre Anspruch auf allein wirksame Marktstrategie zerstört den öffentlichen Diskurs und ist so im Kern demokratiefeindlich.
2. Nach Ullrich Beck haben wir noch kein Kompensationsszenario für den s.g. zweiten Individualisierungsschub (erster Individualisierungsschub war weg von clanartiger Familienbindung zur Freisetzung der Individuen für den Arbeitsmarkt - dieser wurde durch ständische Bindungen z.B. Berufsbilder kompensiert). Diese ständischen Bindungen zerfließen momentan ersatzlos im Flexibilitätsaxiom der "New-Economy".
3. Neoliberale Strategien zielen auf eine Rückzug der Regierungen aus ihren eigentlichen Verantwortungsbereichen. Gesundheit, Pensionen, Wasser, Kommunikationswesen (Post) etc. müssen mehr und mehr von den Betroffenen (Bedürftigen) finanziert werden. Ein (berechtigtes) Gefühl des Alleingelassen seins ist die Folge.

Wir sollten diese berechtigten Ängste ansprechen, anstatt in populistischer Panikmache AusländerInnen zu Sündenböcken zu machen.

Montag, 29. Januar 2007

Vorurteile wirken...

Die Macht der Vorurteile liegt auch in dem Umstand, dass sie von Opfern internalisiert werden. (beschrieben von Erik Erikson).
Beispiel:
Eine von Phillip Goldberg initierte Untersuchung zur Diskriminierung von Frauen brachte jeweils 1968, 1983 und 1985 fast gleiche Ergebnisse: Sowohl Frauen als auch Männer schätzten wissenschaftliche Texte - von vermeintlich weiblichen Autorinnen - signifikant schlechter ein, als wenn sie denselben Text (nun aber mit vermeintlich männlichem Autor) zu beurteilen hatten.

Brauchen wir Feindbilder?

Tatsächlich scheint es ein Bedürfnis nach Feindbildern und Vorurteilen zu geben. Bricht ein lang tradiertes Feindbild weg, so kommt es zu komischen Verwirrungen. So scheint mir die USA nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ziemlich eindeutig an einer Wiederherstellung eines "GUT-BÖSE-Weltbildes" zu arbeiten.

Wer bei Störungen des unhinterfragten Weltbildes auf Feinbilder verzichten will, muss damit klar kommen, dass der Verlust des externalisierten Bösen auf das eigene Selbst rückspiegelt und verweist - und das ist nicht einfach.

Die große Vielfalt

Die Auswahl an potentiellen Opfern von Feindbildern ist so groß, das es durchaus berechtigt erscheint, eine gewisse Beliebigkeit von Feindbildthemen anzunehmen. Ursache von Feindbildern und deren konkreter Ausdruck lassen sich so gar nicht aufeinder beziehen.

Ein Bild bindet mehr als 1000 Begriffe

Unsere Begriffe, mit denen wir das Phänomen "Feindbild" zu fassen versuchen, sind unscharf. Vorurteil, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit etc. : In diesen Konzepten kann keine Antwort auf die gesellschaftliche und individuelle Mächtigkeit von Feindbildern liegen.

Etwas unter die Oberfläche dieses Phänomens durfte ich bei einer Lehrveranstaltung von Dr. Josef Berghold blicken ("Zur Genese von Feindbildern" WS 2006/07 Universität Innsbruck). Mit diesem Blog soll seine Forschung gewürdigt und zur Diskussion gestellt werden.

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